Partnersuche und Partnerwahl bei Hochbegabten


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Partnersuche und Partnerwahl

 

bei Hochbegabten

 
 
 
 
 
 

Çiğdem Gül

27. Dezember 2017

 
 
 

Teil 1: Fragen, die ich mir als Hochbegabte vor der Partnersuche, bei der Partnerwahl und vor dem Verliebtsein stellen möchte

 

Die folgenden Fragen sind keine Fragen für den Verstand, sondern einzig und allein Fragen für das Herz.

 

Wie sieht mein Selbstanforderungskatalog aus?

Habe ich einen inneren Raum, wo ich Vertrauen und Geborgenheit finde?

Spüre ich, wie sich mein Herz weit öffnet und sich mit Wärme und Mitgefühl dem verletzten und missverstandenen Aspekt in mir zuwendet?

Kann ich mir selbst genügen?

Bin ich die beste und schönste Version meines Selbst?

Bin ich als hochsensible Hochbegabte Bezugspunkt, Orientierung, Halt und/oder Identifikation für bestimmte Männer?

Was sind meine tiefsten Träume und Wünsche? Erlaube ich mir, dass meine Träume neben meiner Realität stehen dürfen?

Was für ein Beziehungstyp bin ich?

Kann ich in der Partnersuche aus mir heraus bezogen sein können ohne die Ergänzung zu brauchen?

Wie sieht mein seelischer Rahmen aus?

Wenn mein Seelenpartner mich in diesem Moment sehen würde, würde er mich inspirierend finden?

Was für eine Partnerin will ich sein?

Wie soll mein Mr. Right aussehen?

Wenn meine bewusste Wahrnehmung sich einem bestimmten Mann öffnet, dann ist dieser Mann etwas Besonderes für mich: Was genau ist das Besondere an diesem Mann?

Welche Aspekte von mir finden Resonanz bei einem bestimmten Mann, die von ihm bedient werden?

Wozu habe ich ihn in meine Aufmerksamkeit bewusst oder unbewusst gezogen?

Erlebe ich mein inneres Bild mit dem äußeren Bild in Deckung gebracht?

Bin ich fasziniert von der Männlichkeit und Schönheit seiner authentischen Haltung, Gefühle und Gedanken? Ist in seiner Ästhetik Liebe eingebaut?

Spüre ich unabhängig von einer räumlichen Entfernung eine Nähe UND eine Verbundenheit zu diesem Mann?

Wie geht der Mann mit meiner Wahrnehmungsweite, -tiefe, und -intensität, die mich als hochsensible Hochbegabte ausmachen, um?

Wodurch erreicht der Mann die Augenhöhe zu mir? (geteilte Werte? Herkunft? Humor,? Intelligenz? Bildung? Aussehen? etc.)

Welche Gefühle besuchen mich, wenn ich mich in jemanden verliebt habe oder jemanden liebe?

Wie kann ich mit mir und mit meinen Gefühlen solidarisch sein?

Auf welcher Ebene befindet sich meine eigene innere Falle(strick), wo ich mich gefordert fühle und diese annehmen möchte?

Wie will ich und gehe ich damit um, wenn geschehen ist, was geschehen ist?

Ich gebe meine Autonomie auf, wenn ich verliebt bin. Wie kann ich Autonomie in der Verantwortung finden?

Was wünsche ich mir, wie ich damit umgehe, wenn ich beim – auch virtuellen – Kennenlernen auf Breadcrumber, langweilige Trophäensammler, arme Muttersöhnchen, engstirnige Millimeterpapier-Männer, „Streuner“ (unzuverlässiger Typ)

Gefühlsanalphabeten, Muskelpakete ohne Hirn, Gefühlskriminelle, Brave mit Mittelscheitel und Energievampire treffe?

Wer in mir möchte aus meinem inneren Team, dass ich „bewerte“?

Wie schütze und kultiviere ich meine Energien?

Inwieweit lasse ich mich ein in das „Normalo- Leben , wenn mein Auserwählter kein Hochbegabter oder/und kein Hochsensibler ist?

Habe ich die innere Flexibilität, am äußeren Thema adäquat zu handeln?

 
 
 
Oscar Picazo_Mirna Lopez
 

Teil 2: Das verzweifelte offline Ali-Krokodil

 

In den letzten Jahren beschrieben mir zwei türkischstämmige Männer identisch, jedoch unabhängig voneinander, wie sie eine türkische Frau vor dem Kennenlernen aus der Ferne beobachten. Ich versuche die Situation mit meinen eigenen Worten und Phantasie wiederzugeben und fortzusetzen.

Guckst du hier lütfen und sagst du:

vay.

vay.

vay.

 

Stellt euch folgende Situation bildlich vor:

Der türkische Mann beobachtet wie ein Ali-Krokodil mit acaip -krass Inselfrisur, Drei-Tage-Bart und Terminator-Blick im Schlammwasser aus der Ferne seine weibliche Beute. Mit halbem Gesicht auf der Wasseroberfläche blubbernd schwimmt er l-a-n-g-s-a-m- um sie herum, um sie von allen Seiten zu scannen. Dabei möchte er nicht erkannt und erwischt werden. (Ab jetzt kommt meine Phantasie ins Spiel) Daher wäre ihm ein bisschen Gestrüpp vor der Nase nicht übel gewesen. Wo findet man(n) so schnell Gestrüpp in der Gegend?! Die orientalische Schönheit mit der zarten und reichen Seele ist sehr weiblich, sinnlich, kindlich verspielt und zugleich quirlig wie ein türkischer Bazar. Ihre Eigenfarben sind schillernd. Die filigrane Architektur mit selbstbewusster Eleganz hat einen präzisen, konzentrierten und wachen Geist. Das Ali-Krokodil ist fasziniert von der ewigen `Zeitblüte´. Und siehe da: Ali hat sie als „Beute“ in seinem gedanklichen Kopf-Salat mit Schmuddelbildern bereits „geschnappt“. Er ist ja in seiner Wahrheit ein Tiger, nein, ein tätowierter und schnellster Macho- Gepard… und kein Krokodil.

Nun werfen wir mal einen Blick auf Alis Traumfrau:

Sie seufzt.

Sie hat endlich begriffen, dass sie nicht mehr Frösche, die sich eh nicht zum Prinzen verwandeln wollen, sondern ein gestandenes Krokodil (wach-)küssen sollte.

Ihr Herz scheint nun den Richtigen gefunden zu haben.

Finaaaallleeeee… oleyyyy oooleeeyyy !!!!! …;-)

Haaaach, das Leben ist s-c-h-ö-n.

Sie beobachtet aus der Ferne heimlich den Orientkenner- Sonnenschein- Ali seit Monaten ebenfalls. Im Gegensatz zum Ali hat sie ihn in letzter Zeit mehrfach ge-google-d, ge-startpage-d, ge-duckduckgo-d, de-qwant.com-d, seine Fotos auf dem Desktop ihres Laptops kopiert, bei facebook alle Infos direkt und indirekt über ihn herausgefunden… bis zum: wie er morgens seinen türkischen Tee am liebsten trinkt. Sie lehnt sich entspannt zurück, denn sie hat alle Kommentare über ihn, die sein Familienstammbaum mit Lebenden weltweit in Social Media zurückgelassen hat, ausfindig gemacht, gelesen, die Informations-Infrastruktur und Inhalte für gut befunden… Sie hat alle seine Selfies nacheinander am Desktop vergrößert und seine Wange auf dem Foto liebevoll gestreichelt. Und heimlich auf dem Bildschirm seine Wange geküsst. Und sie fühlt, wie guuuut sie zueinander passen.

Kahretsin, die Evolution erlaubt es ihr nicht, den ersten Schritt zu machen. Sümme hâşâ! (= Gott bewahre!) Auch wenn die Evolution ihr es erlauben würde, würde sie es trotzdem nicht wagen (mit den Wimpern klimper-klimper). Dafür setzt sie alles auf eine Karte und wagt sie einen Scherz mit dem Mr.- Krokodil- Right.

Am Folgetag schwimmt Ali weiterhin aus der Ferne nichts ahnend um sie herum. Währenddessen stellt sie heimlich in einem großen Radius um ihn herum viele Paparazzi auf, die Kameras in der Hand halten und auf ein Zeichen der frechen Traumfrau warten. In Gedanken versunken posiert sie stolzierend insgeheim für ihn noch einmal über den imaginären Schlamm.

Dann plötzlich… Blitzlichtgewitter!!!

Die zierliche Beute lässt ihr Schwarm-Krokodil von allen Seiten ablichten.

Flash… flash… flash!…

Olay olay olaaayyy !!!

Çek abi çeeekkk, onun da selüliti var!!!…;-)

 

Und das arme Ali-Krokodil hatte nicht einmal Zeit gehabt, seinen Bauch einzuziehen. Die Barriere zum hoffnungslosen Schluchzen ist für Ali hauchdünn. Er ist gerade deshalb nicht ansprechbar. Ihr blöder Scherz hat ihn wütend gemacht. Hochbegabte haben also einen anderen Sinn für Humor?! Das ist ja garrr nicht lustig! Grrrrrrrrrrrrrrrrrr…!!! Das Ali-Krokodil spielt mit den Gedanken vor Wut Stroh auf den Schlamm zu legen, um den vorherigen Augenblick sterben zu lassen. Nach dieser unschönen Aktion seiner „Traumfrau“ sind Frauen für ihn erst mal abgehakt. Wenn das sensible Krokodil jemals wieder aus seiner „Schlammhöhle“ zurückkehren sollte, dann wird er wahrscheinlich das anspruchslose Ayşe-Krokodil mit der Gonzo-Nase heiraten, das ihm seine Mutter par ordre du mufti ausgewählt hat.

All das wäre Ali wahrscheinlich nicht passiert, wenn er bei der Partnersuche seine Traumfrau zusätzlich virtuell recherchiert und beobachtet hätte.

Kennt Ali -Krokodil alle Möglichkeiten der virtuellen Partnersuche?

 
 
 
oscar picazo
 
 

Teil 3: Die Architektur der Online Partnersuche und Partnerwahl allgemein und konkret bei Hochbegabten

 

Der Wandel

Es ist schon erstaunlich, wie sich die Welt in den letzten 20 Jahren durch die Massen-Digitalisierung verändert hat. Während ich noch vor 17 Jahren in Bremen , um mobil zu sein, in meiner Wohnung das Telefonkabel um 14 Meter verlängerte, reichen heute meine Arme Dank Internet, Social Media und Mobilnetzwerke (z. B. Handy, WhatsApp, Viber) bis ans andere Ende der Welt.

Damals schrieb ich als Mittzwanzigerin auf Bitte meiner 25 Jahre älteren russischen Freundin ihre Antwortbriefe an fremde Männer mit Schönschrift und gutem Deutsch noch per Hand, die sie zuvor wegen ihrer Zeitschrift-Kontaktanzeige kontaktierten hatten. Sogar die Briefmarken klebte ich schmunzelnd selbst auf die Briefumschläge mit der Hoffnung, dass meine Freundin endlich den Richtigen findet. Aus meiner damaligen Sicht standen diese 50 Plus- Männer mit einem Fuß im Grab, und mit dem anderen Fuß tobten sie, um Frauen emotional aufzuwirbeln. Eigentlich hoffnungslose Frösche.

Ich bin froh, dass sich die Zeiten geändert haben. In keiner Zeitepoche sind die Möglichkeiten zur Partnersuche und zur Partnerwahl so groß wie in unserer heutigen Zeit. Auch bei der Bandbreite der verschiedenen Sichtweisen und der Verschiedenheit in den Lebenswegen. Wenn es um die Liebe geht, haben wir so viele Freiheiten wie nie zuvor: Zu viel Auswahl, zu viele Möglichkeiten. Wissenschaftler haben diese sozialen Bindungen über viele Jahre untersucht. Seit Dating-Seiten in den Neunzigern erstmals auftauchten, bis heute, gefolgt von Dating-Apps in den 2010ern, nimmt die Zahl der Partnersuchenden im Internet und auf Smartphone stetig zu. „Einer Umfrage zufolge, ist rund jeder achte Internetnutzer hierzulande bei einer Internet-Singlebörse angemeldet. Zwei Drittel davon, etwa vier Millionen Bundesbürger nutzen das Angebot auch aktiv….“ (Zeitschrift GEO kompakt, Nr. 43, „Sex to go“, von Ute Eberle, 15.05.2015, Seite 88-90) Dank Single- und/oder Partnerbörsen wirft der Suchende ein viel größeres Netz aus und verbessert somit die Suche nach einem geeigneten Partner. Für die meisten Menschen ist das Internet vor allem ein gigantisches Warenhaus für die Partnersuche. Die Art und Weise, wie sich Bindungen bilden, haben sich also komplett verändert.

Die Onlinedating-Plattformen bieten vor allem die Chance, Menschen kennenzulernen, die man sonst nie kennengelernt und getroffen hätte.

 

Online Partnersuche und Partnerwahl allgemein

Die Online-Partnerbörsen suggerieren mit ihren Matching- Kriterien, dass das Glück maßgeschneidert sein kann und stellen somit den gewöhnlichen Ablauf des Kennenlernens auf den Kopf. In den letzten 20 Jahren hat sich in der Gesellschaft bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Erwachsenen das Suchverhalten eines Partners für eine verbindliche oder unverbindliche Beziehung, Ehe oder für ein sexuelles Abenteuer also grundlegend geändert. Mittlerweile suchen einsame Herzen überwiegend online ihre Liebe, denn für jeden Topf gibt es ein Online-Dating-Portal-Deckel. Vor dem passenden Partner kommt nämlich die Suche nach der passenden Onlinebörse. Sogar viele türkische Eltern schütteln nicht mehr mit dem Kopf, wenn das erwachsene Kind zugibt, dass es den Partner im Internet gefunden hat, obwohl türkische Hochzeitsfeiern mit 500 – 1.000 Gästen auch eine Bühne wäre, den Richtigen zu finden.

Der Begriff Online-Dating umschreibt die Partnersuche über das Internet. Online-Dating wird als professionelle Dienstleistung von spezialisierten Internetportalen – so genannten Singlebörsen oder Partnerbörsen angeboten.

 

Singlebörsen versus Partnerbörsen

Bei Singlebörsen steht der lockere Kontakt, Flirt und/oder die schnelle Nacht zu Zweit im Vordergrund. Die Kriterien sind bei der Suche meistens Alter, Wohnort und weitere frei wählbare Parameter. Das Durchschnittsalter der Suchenden ist deutlich jünger als bei Partnerbörsen. Die meisten Singlebörsen basieren auf Datenbanken, in denen sich die Teilnehmer online selbst registrieren und ein Profil anlegen können. Die großen Singlebörsen bieten ein kostenloses Basisangebot, das sich darauf beschränkt, in der Datenbank zu suchen und das eigene Profil einzustellen. Eine Kommunikation zwischen den Beteiligten ist meist nur bei kostenpflichtiger Mitgliedschaft möglich.

Die Partnerbörsen sind darauf ausgerichtet, dass für Suchende die große Liebe, feste Beziehung und/oder Ehe mit einem geeigneten Partner das Ziel ist. Hierbei kann die Suche eingeschränkt sein. Geeignete Kandidaten werden auf Grundlage von Testfragen und interner Algorithmen vorgeschlagen. Partnerbörsen liegen preislich auf einem höheren Niveau als Singlebörsen. Während früher der Arbeitsplatz und der Freundeskreis die wichtigsten Orte waren, einen geeigneten Partner zu finden, dominieren mittlerweile die Single- und Partnerbörsen als wichtigste Möglichkeiten zur Partnersuche.

 

Welche Online-Dating-Portale gibt es für welche Zielgruppen?

In Deutschland bieten mehr als 2500 Internetportale (Kennenlernbörsen, Singlebörsen, Partnervermittlungen, Seitensprungagenturen etc.) als moderne Variante der interaktiven Kontaktanzeigen ihre Dienste bei der Suche nach einem Partner an.

Das Angebot der Online-Dating-Branche erstreckt sich von den Marktführern wie Parship, Elitepartner, eDating, LoveScout24 oder neu.de bis hin zu spezialisierten Anbietern für Hochbegabte (siehe MensaMatch), Hochsensible (siehe Gleichklang.de), Muslime mit Muslimen zum Heiraten (siehe IslamicMarriage ) Christen mit nur Christen (siehe Christ sucht Christ), Millionäre (siehe MillionaerTreffen), Alleinerziehende, (siehe Moms Dads Kids, Patchworkglueck.de, Singlemama.de, match-patch.de), Homosexuelle (siehe gay.parship.de), Spirituelle und Esoteriker (siehe Gleichklang.de), ökologisch orientierte und naturverbundene Singles (siehe naturverliebt.de ), Vegetarier, Veganer und Rohköstler (siehe VeggieCommunity.org), für sexuelles Abenteuer (siehe secret.de), Polyamoristen , Katzenfreunde (siehe flirtsofa.com), Hundefreunde (siehe dogs2love.com , Dating für Hundeliebhaber), Kiffer, Science-Fiction-Fans, Seeleute, großgewachsene (siehe GrosseLeute.de) oder beleibte Menschen (siehe rubensfan.de, mollyLOVE.de), Jäger und Angler, (siehe Deutsches Jagdportal.de), Asexuelle (siehe asexuell-partnersuche.de), Gothics und Gruftiee (siehe schwarzes-glueck.de). Wie flirten denn überhaupt die Gruftees? Das interessiert mich jetzt! Sind ihre Schmetterlinge im Bauch auch schwarz? Und dann gibt es noch Angebote, die Schnauzbartträger, Männer mit Brusthaar und deren Fans zusammenführen.

Ebenso gibt es spezialisierte Singlebörsen für spezielle Branchen, z. B. doctor-dating.de für Mediziner. Hier finden sich einsame und/oder gebrochene Herzen in Weiß, die sich gegenseitig „heilen“. Singlebörse für Singles mit Behinderung und Erkrankung (siehe für Schwerhörige und gehörlose gl-sh.de, Handicap-Love.de,) Singles Generation 50plus (siehe lebensfreude 50.de). Online Dating Portale für Türkischstämmige (siehe Türk Evlilik, eÇift, Seçkin Partner, Çılgın Alem, Vaybee!, single.turk.com).

Es gibt Angebote, bei denen nur Frauen den Kontakt initiieren dürfen, und solche für Europäer, die ein Date mit einer Asiatin suchen. Es gibt sogar Online-Dating-Portale, wo Gott persönlich helfen soll. Sie werben mit “ Gottes Hilfe bei Partnersuche – Erfahre Gottes Plan für dich“.

Single- und Partnerschaftsbörsen bieten Singles meist mehr potentielle Partner, an als sie in ihrem ganzen Leben wahrscheinlich als solche erreichen und treffen würden.

Die digitale Welt macht es nun möglich, dass man nicht nur über das Internet, sondern auch über Dating- Apps fürs Smartphone nach einem oder mehreren Partnern suchen kann. Bei diesem Trend gehört zu den bekanntesten App „Tinder“, das vor allem von jüngeren Usern genutzt wird, die häufig nach schnellen Affären suchen.

Aber auch Flüchtlinge nutzen Dating-App sehr intensiv. Viele Flüchtlinge suchen jedoch eher Ansprechpartner statt Lebenspartner. Siehe den Artikel „Asylbewerber im Netz: (K)ein bisschen Liebe“ von Tatjana Kerschbaumer im Tagesspiegel Online vom 03.09.2015.

 

Die zahlreichen Single- und Partnerschaftsbörsen unterscheiden sich in der/den Zielgruppe/n, Altersgruppen, Preis- und Leistungsverhältnis.

Siehe auch Stiftung Warentest: Singlebörsen im Test, Stand: 07.12.2016:

https://goo.gl/v91pHT

 

Mit der Vielzahl an Beziehungskonstellationen und Wahlmöglichkeiten bei Lebensmodellen sind die Partnersuche und Partnerwahl – auch im realen Leben – nicht einfacher geworden, sondern viel komplexer und komplizierter.

Singlebörsen, Partnerbörsen und Smartphone-Flirt-Apps beschleunigen die Suchprozesse nach einem potentiellen Partner enorm und erleichtern somit, andere Singles zu finden. Dort tummeln sich viele vermeintlich potenzielle Traumpartner und Seelenverwandte. Die Schwierigkeit liegt darin, sich nicht zu sehr in der virtuellen Welt zu verlieren. Im Labyrinth der Dating-Plattformen hat man zudem die Qual der Wahl. Studien zufolge entwickeln Online-Singles mit der Zeit intuitiv eine Art Shopping- Mentalität. Vor dem Hintergrund der gewaltigen Auswahl möglicher Partner wollen alle nur das Beste und Schönste. Und sie haben zunehmend Schwierigkeiten, sich dauerhaft für einen Menschen zu entscheiden. Fast jeder von uns sollte sich deswegen mit seiner Angst auseinandersetzen, jemand Besseren zu verpassen. Wir müssen den Mut haben, die Schönheit der Partnersuche wiederzuentdecken, indem wir aus der Breite (Quantität) in die Tiefe (Qualität) kommen.

Im Zuge der Generationen für virtuelle Selbstdarstellungen und Praxis für Shopping-Mentalität erhöht sich auch das Anspruchsniveau an sich selbst und an andere. Der gläserne und moderne Mensch begreift noch nicht, dass sein Gehirn nicht für Onlinedating gemacht ist, weil es innerhalb von Sekunden und Minuten unzählige Fotos, Daten, Fakten, Infos nicht verarbeiten kann. Vor allem Hochsensible werden samt ihrer Schmetterlinge im Bauch mit Reizüberflutung regelrecht erschlagen.

 

Der Erstkontakt

Die Wahl der richtigen Plattform ist der erste Schritt. Sowohl im realen Leben als auch in Single- und Partnerbörsen sowie Flirt-Apps haben sich Flirten und Small-Talk als guten Einstieg für das Kennenlernen bewährt. Small Talk wird jedoch von Hochbegabten als verschwendete (Lebens-)Zeit angesehen, weil sie sich generell um viel wichtigere Dinge kümmern wollen. Wer mit einem Hochbegabten ins Gespräch kommt und ihn als potentiellen Partner interessant findet, kann Small Talk ruhig überspringen. Schon während der ersten Kontakte am Bildschirm mit einem potentiellen Partner wird ein emotionales Wunschgebäude konstruiert, das sich beim ersten realen Treffen bestätigen soll.

Unser Seelenleben von der Sehnsucht nach Spiegelung und Resonanz durch zunehmenden Wunsch nach Kommunikation und Aufmerksamkeit bestimmt. Der Psychoanalytiker Martin Altmeyer untersucht in seinem Buch Auf der Suche nach Resonanz: Wie sich das Seelenleben in der digitalen Moderne verändert“, wie in unseren modernen Kommunikationsgesellschaften psychosoziale Veränderungen erkennbar werden.

Ein Single nimmt in der Kennenlernphase und in der Folgezeit vom potentiellen Partner nur einen kleinen Ausschnitt seiner Persönlichkeit wahr. Welche inneren Auseinandersetzungen und welche Entwicklungsstationen er in seinem Leben durchlaufen hat, kann der Single nicht wahrnehmen. Die Resultate und der aktuelle persönliche Entwicklungsstand des potentiellen Partners sind dem Single aber sichtbar, wenn er genau „hinschaut“.

 

Online Partnersuche bei Hochbegabten und hochsensiblen Hochbegabten

Jeder Mensch ist anders. Jeder Hochbegabte ist anders. Bei der Mensa in Deutschland e. V. und außerhalb des Vereins für Hochbegabte gibt es ein breites Spektrum an unterschiedlichen hochintelligenten Menschen. Es gibt die Extrovertierten, die zugleich introvertiert sind, es gibt Extrovertierten, die Introvertierten, die Charismatischen, die nur Verkopften, die Sturköpfe, die Vielbegabten, die Hochsensiblen, die Kreativen, die Autisten, die Arroganten, die Demütigen, die Narzissten etc.. Um inhaltlich den Rahmen nicht zu sprengen, schließe ich auch im weiteren Verlauf meines Textes die hochbegabten Autisten, Narzissten und die Arroganten aus.

Hochbegabung und Hochsensibilität sind weder Label noch Auszeichnung. Daher sollte sich niemand damit schmücken und sich lächerlich machen. Nichtsdestotrotz ist es eine Gnade, nicht zum Mainstream zu gehören.

Hochbegabte sind sehr komplexe, vielschichtige, innovative und ausgeprägte widersprüchliche Personen. Wenn zur Hochbegabung auch noch die Hochsensibilität hinzukommt, dann potenziert sich die Wahrnehmungstiefe und -intensität. Ich habe im Folgenden ein einfaches Schaubild zusammengestellt und eine kleine Auswahl an wichtigen Merkmalen und Gemeinsamkeiten von Hochbegabten und hochsensiblen Hochbegabten zusammengefasst.

 

Das Hochbegabten-Modell nach © Çiğdem Gül

 
 
Hochbegabten-Modell nach Çiğdem Gül
 
 

Aus meiner Sicht ist es für Hochbegabte noch schwieriger, sich zu verlieben, weil sie alles, und vor allem einen potentiellen Partner, bis ins letzte Detail tiefgründig analysieren. Sie sind zu sehr mit dem Denken beschäftigt. So fragen sie sich häufig, ob sie ihr Gegenüber nicht vielleicht überfordern. Außerdem laufen sie natürlich auch immer Gefahr, selbst unterfordert zu sein und sich zu langweilen.

Die Südländer stehen emotional ganz oben oder ganz unten. Die Mitte existiert für sie kaum. Vor allem bei meinen türkischstämmigen Landsleuten. Dennoch sind sie nicht hochsensibel. Hochsensible haben unter anderem nämlich eine große Bandbreite an Emotionen.

Hochbegabte, die zugleich hochsensibel sind, sind mit Denken und Fühlen – auch in der virtuellen Welt – intensiv beschäftigt. Vor allem sie können sich in der virtuellen Welt in jemanden verlieben, mit dem sie vorher nie telefoniert oder real getroffen haben. Hochsensible Hochbegabte achten nicht in erster Linie darauf, was ihr Gegenüber schreibt, sondern erspüren sein Wesen hinter dem Buchstabensalat und das, was zwischen seinen getippten Zeilen steht.

Multitalente, die zudem sehr vielseitig interessiert sind, eine farbenfrohe Lebendigkeit und Lebensfreude sprühen, nehmen die Welt nochmal ganz anders wahr.

Die Qual der Wahl, die Shoppingmentalität und „der Nächste, bitte!“- Mentalität bei der Partnersuche gelten nicht nur für Durchschnittsbegabte, die nur noch das Beste aus dem großen Sortiment wollen. Auch Hochbegabte und Hochsensible suchen im Netz, intern beim Mensa e. V., Onlinedating Portal für Hochbegabte, oder real nach dem Besten für die Liebe auf den ersten Blick. Für Hochbegabte ist es jedoch noch schwieriger, den passenden Partner zu finden, wenn man berücksichtigt, dass 98 Prozent (!) der Suchenden in der Bevölkerung für sie „eigentlich“ nicht in Frage kommen.

In der Bevölkerung sind nur ca. zwanzig Prozent der Menschen hochsensibel. Dieser Prozentsatz ist bereits gering. Wenn dann noch von diesen zwanzig Prozent NUR ein geringer Prozentsatz der Hochsensiblen zugleich hochbegabt sind, dann sind ihre Chancen, einen Gleichgesinnten auf allen Ebenen zu finden, extrem gering.

Hochbegabte suchen in der realen und virtuellen Welt eher tiefe Beziehungen auf Augenhöhe, das heißt, ihr Gegenüber sollte im Idealfall auch hochbegabt sein. Sie legen wenig Wert auf Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeit.

Bei der gezielten Partnersuche bedarf es an Fähigkeit, mit Ungewissheit und ggf. mit Ablehnung umzugehen. Die Mehrheit der Hochbegabten, Hochsensiblen und hochsensiblen Hochbegabten haben in ihrer Biografie wegen ihrem Anderssein bereits zu viel Ablehnung und Ausgrenzung erfahren, so dass sie in der Partnersuche und Partnerwahl erlebte Ablehnung als viel schmerzhafter empfinden.

Bei der Partnersuche sollte man nichts erwarten, sondern wünschen. Wünsche können erfüllt werden, müssen aber nicht.

„Ich“ darf mir den Weg der Partnersuche wählen, aber die Konsequenz und die Verantwortung, wenn es nicht klappt, selbst tragen.

 

Auch für die Partnersuche gilt: Dass alles seine Zeit hat, heißt auch, dass alles seine Zeit braucht.“ © Ernst Ferstl

 
 
 
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Teil 4: Was sind die Gesetze der Anziehung und die Kriterien bei der Partnerwahl: Normalos, Hochbegabte, Hochsensible

 
 

Unsere Gesellschaft und die Mehrheit der Einzelne sind be-wertend, daher ist Selbstmarketing bzw. Sich-bewerben bei der Partnersuche wichtig. Wie möchte ich gesehen werden? Was kann ich dafür tun, dass ich so gesehen werde, wie ich äußerlich gesehen werde möchte?

Männer und Frauen begeben sich auf die Partnersuche und auf einen Markt, auf dem der Wert ihre Attraktivität verhandelt wird. Meist entscheidet der erste Blick darüber, ob wir jemanden attraktiv finden. Männer sind von Natur aus visuell ausgerichtet. Frauen sind jedoch auch visuell orientiert. Hochbegabte und Hochsensible ebenso. Daher meinen wir, dass äußerlich schöne Menschen bessere Chancen haben, jemanden kennenzulernen. Ist Schönheit das einzige Kriterium für die Anziehungskraft zwischen Mann und Frau? Und vor allem: Was gilt als schön? Niemand kann abstreiten, dass in allen Kulturen bei der Partnersuche das äußere Erscheinungsbild des Gegenübers und die sexuelle Anziehung immer von Bedeutung sein werden. Was nützt jedoch eine gute Proportion im Gesicht und Habitus, wenn das Vakuum in der Seele leer ist? Attraktiv ist jemand, der vor allem von innen schön ist und dies nach außen strahlt. Und Schönheit, die sich selbst erschafft, ist eh am schönsten. Schönheit bekommt erst Feuer und Leben durch die gelebte Persönlichkeit. Und die schönste Schönheit ist das Authentisch-sein und die Ausstrahlung. Ausstrahlung hat jemand, der im Hier und Jetzt lebt, der Persönlichkeit und Lebenserfahrung hat. Und ganz wichtig sind die Selbstsicherheit und der Glaube an sich selbst. Ausstrahlung sollte nicht mit Macht verwechselt werden. Sogar in der virtuellen Welt erlebt man die außergewöhnliche Ausstrahlung von bestimmten Menschen. Wie schaffen sie es, über den Bildschirm hinaus so zu strahlen? Ganz einfach: Ausstrahlung ist kein perfekt schönes Gesicht, sondern eines mit einem Geheimnis. Und dieses Geheimnis des Gegenübers zieht Frauen gleichermaßen an wie Männer. Die Ausstrahlung umfasst sogar die gesamte Persönlichkeit eines Menschen. Mit anderen Worten: Wenn jemand eine gesunde Selbstliebe, Selbstakzeptanz und innere Zufriedenheit hat, seine Emotionen und Sensibilität auslebt, authentisch und begeisterungsfähig ist, seine (Lebens-)Themen innerlich sortiert, und den eigenen Weg geht, sich an Kleinigkeiten erfreuen kann, einen besonderen Blick auf die Welt hat, der wird nicht nur strahlen, sondern auch leuchten. Ausstrahlung haben heißt Lebensfreude haben. Ausstrahlung ist die Wirkung der Persönlichkeit, mit der man einen Raum füllen und illuminieren kann. Man kann sie fühlen, auch mit geschlossenen Augen.

 

Welche Merkmale der Frau wirken auf Männer anziehend?

Wenn der visuell ausgerichtete Normalo-Mann und/oder hochbegabte Mann nur One-Night-Stand, Affäre oder oberflächliche Beziehung sucht, dann wird er bei der Frau weitgehend nur auf das Äußere, ihre Weiblichkeit und im Worst Case auf gar nichts achten. Da spielt es für ihn zumeist keine Rolle, ob die Frau gebildet, unabhängig und interessant ist.

Männer favorisieren Frauen mit symmetrischem Gesicht, schönen Augen, ausgeprägten Wangenknochen, kleiner Nase, volle Lippen und Kurven. Sie erkennen die straffe Haut, glänzendes Haar und große Oberweite der Frau als Gesundheit und vorteilhaftes genetisches Erbe. Attraktiv wirken Frauen auch, wenn die Relation von Taille zu Hüftumfang bei ihnen etwa 70 Prozent beträgt.

Wenn der Mann eine Beziehung eingehen will oder gar die Frau fürs Leben sucht, dann wird er darauf achten, dass die Frau nicht nur oder nicht unbedingt hübsch ist, sondern vor allem Ausstrahlung hat, gesund, finanziell und emotional unabhängig ist.

 

Welche Merkmale des Mannes wirken auf Frauen anziehend?

Forscher haben herausgefunden, dass der weibliche Sinn für männliche Schönheit deutlichen Schwankungen unterliegt. Demnach präferieren Frauen, die sich in der Mitte ihres Zyklus befinden, meist maskuline und dominante Männer mit breiten Schultern, tiefer Stimme und kantigem Kinn. An unfruchtbaren Tagen bevorzugen sie allerdings bei einem Mann eher weichere, etwas femininere Gesichtszüge und den verlässlicheren Partner.

Status und Macht von gut situierten Männern stehen bei vielen Frauen hoch im Kurs.

Wer bei der Partnersuche wen anziehend findet, hängt auch von der Kommunikation und vom Inhalt des Gespräches ab. Auch Tonlage und Stimmfarbe beeinflussen die Gefühle der Partnersuchenden. Frauen finden die tiefe Stimme des Mannes anziehend, während Männer vor allem die hohe Stimme der Frau mit gehauchtem Tonfall reizvoll finden. Der Körperduft (damit ist nicht der Schweiß gemeint) ist ebenfalls ein entscheidender Faktor der gegenseitigen Anziehung.

Wenn wir jemanden sympathisch finden und sogar begehren, neigen wir im realen Leben dazu, das Verhalten unseres Gegenübers zu spiegeln.

Beim ersten Treffen beurteilen wir einen Single anders, je nachdem, ob wir ein kaltes oder ein heißes Getränk in der Hand halten. „Der heiße Kaffee lässt den anderen eher als warmherzig erscheinen; das Kaltgetränk dagegen führt zu einen weit nüchternen Urteil.“ (Zeitschrift GEO kompakt, Nr. 43, Die Kunst des Kennenlernen, von Ute Eberle, 15.05.2015, Seite 44)

Richtig spannend wird es, wenn es um die Bedeutung der Partnerwahl für die Herausbildung nicht nur bestimmter körperlicher Merkmale, sondern vor allem geistiger Begabungen, emotionaler Fähigkeiten und sozialer Kompetenzen wichtig sind.

„Männer mögen es nicht, wenn Frauen intelligenter sind als sie selbst“, sagt die amerikanische Schauspielerin Mayim Bialik alias Dr. Amy Farrah Fowler aus der TV Serie „The Big Bang Theory“. Auf der anderen Seite fliegen den hoch intelligenten Frauen die Herzen der Männer zu, weil ihr Anderssein- – auch im Denken und Fühlen – und ihre Unabhängigkeit die meisten Männer fasziniert. An dieser Stelle möchte ich gerne ein weit verbreitetes Missverständnis – vor allem bei den Südländern – auflösen. Nach meiner Beobachtung der letzten 40 Jahre halten viele Männer fälschlicherweise bauernschlaue, egozentrische Diven und hinterhältige Frauen für hoch intelligent, während sie auf der anderen Seite wiederum hoch intelligenten und zugleich kindlich naiv-verspielten Frauen Bauernschlauheit, Hinterhältigkeit, und/oder sogar kriminelle Ader unterstellen. Dieses Missverständnis muss unbedingt aufgelöst werden. Die Theorie, dass Männer es nicht mögen, wenn Frauen intelligenter als sie selbst sind, gilt nicht unbedingt für Hochbegabte.

 

Welche Merkmale der Frau wirken auf hochbegabte Männer anziehend?

Welche Merkmale des Mannes wirken auf hochbegabte Frauen anziehend?

Hochbegabte und Höchstbegabte ziehen in ihre Wahrnehmung die hohe Intelligenz ihres Gegenübers mehr ein als die Normalos in der Mehrheitsgesellschaft, weil sie am meisten die Anregung im Gespräch finden. Die Denkweisen korrespondieren miteinander im Fluss. Daher ist es für Hochbegabte erfüllender, wenn sie bei der Partnersuche einen Gleichgesinnten kennenlernen. Wenn man sich beim Kennenlernen auf der Intelligenzebene die Bälle im Fluss zuwirft, dann ist es wie Zuhause zu sein. Das ist auch ein ästhetischer Genuss, den man empfindet. Sie messen der Attraktivität des potentiellen Partners nicht die höchste Priorität bei, weil sie als tiefdenkendes Wesen wissen, dass Jugend und Schönheit vergänglich sind. Hochbegabte richten ihr Verhalten nicht nach ihrem Gegenüber, weil sie als Freigeist – vorausgesetzt sie tarnen ihre Hochbegabung nicht – sehr authentisch sind. Jedoch könnte die in keine Schublade der Mehrheitsgesellschaft passende, facettenreiche Persönlichkeit eines Hochbegabten und folglich seine gegensätzlichen Eigenschaften, die er selbst als Harmonie empfindet, von den Normalo-Singles aus der Mehrheitsgesellschaft als konfuss bis hin zu „Er ist nicht authentisch!“ bewertet werden. Zu seinen gegensätzlichen Eigenschaften gehören gemäß Katharina Fietze die Frühentwicklung/Spätentwicklung, Wachheit/Müdigkeit, Schnelligkeit/Langsamkeit, Konzentration/Ablenkung, Erinnern/Vergessen, Höflichkeit/Frechheit, Kritik/Kränkung, Langweile/Hochgefühl, Tatkraft/Weltferne, Extraversion/Introversion, Abschirmung/Hilfsbereitschaft, Überschwang/Traurigkeit etc.. (Siehe hierzu das wertvolle Buch von Katharina Fietze: „Kluge Mädchen – Frauen entdecken ihre Hochbegabung“, Seite 192-220).

Hochbegabte, die zugleich auch hochsensibel sind, ziehen in ihre Wahrnehmung neben einer sehr hohen Intelligenz zusätzlich die (Hoch-)Sensibilität eines potentiellen Partners mehr ein als die Normalos in der Mehrheitsgesellschaft, weil sie sich mit ihnen am wohlsten fühlen und als Gleichgesinnte die höchste Erfüllung finden.

Hochintelligente oder hochbegabte Frauen sind für hochbegabte Männer fast immer sexy. Sie sind eher für beziehungsbereite Normalo-Männer „unsexy“, denn die hohe Intelligenz der Frau wirkt auf sie maskulin und gar als bedrohlich.

Ich finde, nichts ist anziehender als ein Mann, der hochintelligent, tiefsinnig, vielseitig, humorvoll und emotional intelligent ist. Wer also sexy sein möchte, sollte in seine Person investieren. Nicht unbedingt im Fitnessstudio Muskeln aufbauen, sondern in Humankapital und vor allem in persönliche Entwicklung investieren und unabhängig werden. Eine hochbegabte und hochsensible Frau möchte differenziert wahrgenommen werden.

 

Plakativ könnte ich sagen:

„Schön und feminin / gut aussehend und gut situiert“ sind das Sexy für Durchschnittsbegabte.

„Hohe Intelligenz, dreidimensionales Denken, Tiefgründigkeit, hohe Reflexionsfähigkeit und ein besonderer Humor“ sind das Sexy für Hochbegabte.

„Schlau, Gefühle, Feinsinnigkeit, Sensibilität, Gedankenfülle, Tiefgründigkeit“ sind das Sexy für Hochbegabte, die zugleich hochsensibel sind.

„Schlau, vielseitig, sehr lebendig und kreativ“ sind das Sexy für vielbegabte Scanner-Persönlichkeiten.

 

Bei der Partnerwahl suchen Hochbegabte häufig einen Partner auf Augenhöhe, der im Optimalfall selbst hochbegabt ist. Westlich orientierte hochbegabte Migranten in Deutschland wünschen sich zumeist einen Partner, der selbst hochbegabt und in mindestens zwei Kulturen Zuhause ist. Dabei sollte er seine gelebte kulturelle Vielfalt als Bereicherung auf vielen Ebenen der Wahrnehmung, Denken, Verstehen, Interpretieren und Fühlen verstehen. Bei der Partnerwahl suchen Hochbegabte, die zugleich hochsensibel sind, häufig einen Partner auf Augenhöhe, der selbst hochbegabt und hochsensibel ist.

Aus einer sicheren Quelle weiß ich, dass bei dem Mensa in Deutschland e. V. die Paarkonstellationen unter den Mitgliedern oder den Mitgliedern mit ihren Nichtmitglied- Partnern nach dem Gegensatz-Prinzip ebenfalls gilt. Dort sei häufig zu beobachten, dass theoretische und analytische Intellektuelle eher ein Mensa-Mitglied als Partner/in finden, das sehr sensibel und gefühlsbetont ist. Vor allem die künstlerisch veranlagten Mitglieder werden in dieser Kombination bei der Partnerwahl bevorzugt.

Langweile ist einer der schlimmsten Dinge, die einem Hochbegabten passieren kann. Und Langweile entsteht dann, wenn er kein Gegenüber hat, mit dem er seine Wahrnehmungsbreite, -tiefe und -intensität, seinen Gedankenstil teilen und mit ihm adäquat kommunizieren kann.

 
 
 
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„Ein echtes Date sollten Onlineflirter nicht auf die lange Bank schieben, zeigt eine US-Studie.
Je mehr die Nutzer nur virtuell kommunizieren und je mehr Zeit zwischen erstem Kennenlernen im Netz und einem Treffen verging, umso weniger mochten die Partner das Gegenüber. Die Ursache. In den Köpfen entsteht schneller idealisiertes Bild vom anderen, das sich mit der Zeit verfestigt – dann ist Enttäuschung vorprogrammiert.“ (Psychologie heute, Heft September 2017, Seite 6)

 

Das Ali Krokodil hat sich inzwischen beruhigt, so dass er seine Nase aus der Höhle herausstreckt. Er hat seine freche Traumfrau inzwischen ge-google-d, ge-startpage-d, ge-duckduckgo-d, de-qwant.com-d, ihre Fotos auf dem Desktop seines Laptops kopiert, bei facebook alle Infos direkt und indirekt über sie herausgefunden… bis zum, wie sie in der Küche welche Lieblingsgerichte kocht. Er lehnt sich entspannt zurück, denn er hat alle Kommentare über seine Angebetete, die ihr Familienstammbaum mit Lebenden in den letzten ca. 15 Jahren weltweit in Social Media zurückgelassen hat, ausfindig gemacht, gelesen und für gut befunden… Das Ali-Krokodil bleibt unbeeindruckt, was das Überangebot in Dating Portalen anbetrifft. Er hat sich konsequent nur für diese Frau entschieden, die für ihn sonst mit keinem Mausklick der Welt mit anderen Frauen und ihren Profilen austauschbar wäre. So wagt das Ali-Krokodil, seine Haarsträhne „kuhl“ nach hinten legend, sie endlich zu kontaktieren.

 

– Ende –

 
 
 
cigdem guel

© Çiğdem Gül

Gründerin, Publizistin, Autorin & Netzwerkerin
des Intercultural Network For The Highly Gifted

Diplom-Ökonomin

Change Management Consultant

Business Coach

Interkultureller Coach für Hochbegabte & Hochsensible

Online Marketing Managerin

Freie Journalistin

http://cigdemguel.de/

 
 
 
 
 

Die Fotografien wurden mit freundlicher Genehmigung des mexikanischen Fotografen © Oscar Picazo (Las Vegas/USA) veröffentlicht.

Photographs © Courtesy of Mexican High Class Fashion Photographer Oscar Picazo (Las Vegas / U.S.)