GAMBIA: Tormenta Jobarteh im Interview – Teil 1


Yilmaz Aynali

Bild / Picture „Morocco“ thanks to © Yılmaz Aynalı (Edirne/Turkey)

 
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GAMBIA: Tormenta Jobarteh im Interview – Teil 1

 
 

Von Çiğdem Gül 

05. Juli 2019 

 

INTERVIEW

 

Çiğdem Gül: Lieber Tormenta, es freut mich sehr, dass du bereit warst, dich von mir für unser Interkulturelles Netzwerk für Hochbegabte interviewen zu lassen.

Nachdem du in Mainburg in Niederbayern 25 Jahre lang bayerische Kultur gelebt hast, warst du als junger Mann nach Afrika ausgewandert. Wie kam es zu dieser Entscheidung? 

Tormenta Jobarteh: Als junger Mann im Alter von 23 Jahren habe ich eine Band aus Gambia kennengelernt. Ich wurde von der Managerin der Band nach Gambia eingeladen, um dort in einem Bush Camp mitzuhelfen, somit bin ich einfach spontan mitgeflogen.

 
 

„Ich bin ein bayerischer Afrikaner.“

 
 

Çiğdem Gül: Ist dein Name `Tormenta Jobarteh´ als Künstlername gewählt? Oder steht dieser Name auch in deinem Pass? Wenn ja, warum? Das ist nämlich kein gewöhnlicher Name für einen deutschstämmigen Mann, der in Bayern/Deutschland aufgewachsen ist.

Tormenta Jobarteh: Mein Name Tormenta Jobarteh steht auch in meinen Pass. Es ist eine Kombination meines ursprünglichen Namens „Sturm“ (auf Spanisch „Tormenta“) und des Griot-Namen „Jobarteh“. Da mein ganzes Leben unter diesem Namen stattfindet, wurde der Name auch in meinen Pass eingetragen.

 
 
Dr. Ulrich Hopp_Tormenta Jobarteh

Bild „Afrika-Karibik-Fest in Wassertrüdingen 2017″ / Picture thanks to © Dr. Ulrich Hopp (Germany)

Auf dem Bild ist Tormenta Jobarteh, Gründer der Band „Jobarteh Kunda“ abgebildet.

 
 

Çiğdem Gül: Während meiner Recherche habe ich bei einem Artikel gelesen, dass China schon Afrika entdeckt habe, bevor Europa Amerika entdeckt hätte. Wenn das wahr ist, ist folglich die chinesisch-afrikanische Beziehung hunderte von Jahre alt. Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen sind mittlerweile sicherlich vielschichtiger und komplexer geworden. 

Eine deutsche Bekannte von mir, die seit Jahren in Deutschland und in Namibia lebt, erzählte mir, dass die chinesische Regierung ihre Einheimische unter dem Deckmantel der Entwicklungspolitik nach Afrika als billige Arbeitskräfte schickt, um Afrika weiter auszubeuten. Sie erzählte weiter, dass zwischen der afrikanischen und der chinesischen Regierung sogar für Ausbeutung Verträge abgeschlossen werden. Die chinesischen Arbeitskräfte bauen in Afrika Straßen, Regierungshäuser, Militärstützpunkte etc. und erhalten Niedriglohn. Dafür verpflichten sich afrikanische Regierungen der chinesischen Regierung gegenüber, dass sie der China den legalen Handel mit Nashörnern, Elefanten bzgl. Stoßzähne und Bodenschätze etc. erlauben.

Kannst du uns bitte Informationen über die wirtschaftliche und (auch außen-)politische Situation in Gambia, und wenn möglich auch in anderen afrikanischen Ländern, geben?

Tormenta Jobarteh: Chinesisch- wirtschaftliche Organisationen sind seit vielen Jahren in Afrika, um dort im Austausch zu arbeiten. Strassen, Brücken etc. werden von den Chinesen gebaut, und im Gegenzug werden alle möglichen Bodenschätze ausgebeutet. Speziell für elektronische Geräte, so auch in Gambia. Normalerweise vermischen sich die chinesischen Arbeiter nicht mir der afrikanischen Bevölkerung.

 
 

In Afrika sind `Griots´ die Musiker, Historiker, Chronisten, Geschichtenerzähler und weise Berater in einer Person. Ihre Tradition wird vom Vater auf den Sohn vererbt. Seit vielen Jahrhunderten genießen die Griots bei der Bevölkerung großen Respekt. Der deutschstämmige Tormenta Jobarteh wurde schließlich ebenfalls mit allen Rechten und Pflichten zum Griot ernannt, nachdem er acht Jahre lang in Boraba/Gambia das intensive Studium als Jeli und das intensive Studium der Kora, sowie der Mandinka Sprache und der Mande-Kultur erfolgreich durchlaufen und abgeschlossen hatte. Das ist einmalig für einen Nichtafrikaner mit weißer Hautfarbe.

Tormenta Jobarteh: „In der afrikanischen Sprache Mandinka gibt es keine Schrift, dafür die lebenden Geschichtsbücher, die Griots. Sie sind auch Vermittler in Fragen von Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Der große Schriftsteller Amadou Hampate Ba aus Mali sagte einmal: `Wenn ein Griot stirbt, ist es so, als ob eine Bibliothek verbrennt.´“

 
 

Çiğdem Gül: Bitte erzähle uns von dir, deiner Entscheidung, nach Afrika auszuwandern und von deinem beruflichen Werdegang.

Tormenta Jobarteh: Ich wurde 1963 in München geboren und wuchs in Niederbayern auf. Mit 12 Jahren hatte ich dann wieder in München gewohnt. Nach der Hauptschulzeit hatte ich mit 15 Jahren eine Schreinerlehre gemacht und diese abgeschlossen. Musik hat mich schon immer fasziniert und ich war auch immer fleißig am Tanzen. Mit 19 Jahren war es klar für mich, dass ich Musiker werden wollte. Ich studierte in München am Dante Augustini Institut Schlagzeug. Nebenbei arbeitete ich in der Filmbranche, um mich finanziell abzusichern.

Als Musiker tourte ich in verschiedenen Besetzungen durch Europa, Asien und die USA, bis ich 1985 durch einen Freund eine Band aus Gambia traf. Bei dieser Band hörte ich zum ersten Mal das wundervolle Klangbild einer Kora (21-saitige Harfenlaute), gespielt von einem Musiker, der dieses großartige Westafrikanische Instrument, einer Harfenlaute virtuos beherrschte. Es war ein Schlüsselmoment, der mein ganzes Leben verändern sollte. Mir stiegen die Tränen in den Augen. Ich war so sehr berührt von der Musik, und hatte solch eine starke Intuition und Emotion zu der Musik und den Menschen aus Gambia, dass ich tief in mir wusste, dass ich dem folgen muss. Ein Musiker dieser gambianischen Band war einfach abgehauen, weil er unbedingt in Deutschland bleiben und leben wollte. Und so hatte die Managerin einen Rückflug-Ticket nach Gambia übrig, den sie mir anbot, damit ich mitfliegen sollte. In Gambia sollte ich mithelfen, ein Bush Camp aufzubauen. Hier war nun diese Schicksalstüre, die mein Leben grundlegend verändert hatte. Ich hatte Deutschland von einem Tag auf den anderen Tag verlassen.

In Gambia angekommen, hatte ich dann in dem Bush Camp gelebt, tief im Landesinnern von Gambia. Dort lernte ich meinen musikalischen Mentor Basuru Jobarteh, dem Griot von Boraba, kennen. Nach einer Berg und Talfahrt in Afrika mit den Inhabern des Camps und einigen Problemen, nahm mich Basuru in sein Dorf mit. Ich hatte dann in Gambia bei der Familie Jobarteh in dem traditionellen Griot-Dorf namens Boraba gelebt. In Fulladou vergingen für mich acht Jahre in Boraba, bis das intensive Studium als Jeli (Griot) und das intensive Studium der Kora, sowie der Mandinka Sprache und der Mande-Kultur erfolgreich abgeschlossen waren. Ich lebte mich dabei derart in die Kultur meiner Wahlheimat ein, dass ich von der Familie Jobarteh adoptiert wurde.

 

Çiğdem Gül: Wie hast du dort die Anfangszeit erlebt? Und was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Tormenta Jobarteh: An meine erste Zeit in Gambia erinnere ich mich besonders an die Herzlichkeit der Menschen, die mich immer in allen meinen Studien über die Kultur, Musik und Sprache unterstützt haben.

 

Çiğdem Gül: Du sagtest mir einmal, dass überall auf der Welt die Menschen auf dem Land herzlicher und ohne Vorurteile sind als Stadtmenschen.“ Das klingt für mich sehr sympathisch, lässt mich aber auch sofort an den die Frage denken: Ist der Fremde in einem Dorf also doch nicht der Fremde?

Tormenta Jobarteh: Das Dorf, in dem ich gelebt habe, heißt „Boraba“ („Langer Bart“ in der Mande Sprache) und ist ein Griot-Dorf, wo alle wichtigen Griot-Familien leben. Als Griots werden Musiker und Geschichtenerzähler im Volk der Mande bezeichnet. Da es in der afrikanischen Sprache „Mandinka“ keine Schrift gibt, sind die Griots die lebenden Geschichtsbücher. Der große Schriftsteller Amadou Hampate Ba aus Mali sagte einmal: „Wenn ein Griot stirbt, ist es so, als ob eine Bibliothek verbrennt.“ Griots sind auch Vermittler in Fragen von Gerechtigkeit und Menschlichkeit wie auch Heiratsvermittler. Und, wo immer eine Zeremonie stattfindet, wird sie von einem Griot begleitet.

 
 
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Bild / Picture thanks to © Tormenta Jobarteh (Germany & The Gambia) – Tormenta Jobarteh & musikalischer Mentor Basuru Jobarteh

 
 

Çiğdem Gül: Mit ist bekannt, dass in Gambia zu 99 Prozent Ureinwohner leben. In Gambia wurdest du von einem Stamm adoptiert. Als großer Fan aller indigenen Stämme dieser Welt interessieren mich selbstverständlich die Details.

Tormenta Jobarteh: Die Ureinwohner in Gambia gehören zu der Volksgruppe der Jola. Die Mandinka sind die größte Volksgruppe in Gambia. Es führt zurück ins 13. Jahrhundert, während Mali das größte Königreich in Westafrika war unter den großen König Sundjata Keita, der alle Mande-Clan Familien vereinte, und das Großreich Mali erschuf.

Alle Staaten wie Gambia, Senegal, Guinea Conakry, Bissau, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Teile vom Niger waren Teil des Mali Großreiches. 70 Jahre später wurde das Reich Mali unter Kankou Moussa noch größer. Unter Kankou Moussa wurde Timbuktu die bedeutendste Stadt jener Zeit und war die wichtigste Trans Sahara Handelsstadt..

Ich wurde von der Griot-Familie Jobarteh adoptiert. Meine Ausbildung genoss ich im Dorf „Boraba“. Die Menschen auf dem Land sind immer sehr herzlich. Es ist anders als in den Städten, wo alle dem Geld nachlaufen. Diese Beobachtung habe ich auch in Indien und anderen Ländern gemacht.

 

Çiğdem Gül: Mit welchem Ritual wurde deine Adoption von den Ureinwohnern wie zelebriert?

Tormenta Jobarteh: Nach vielen Jahren der Ausbildung an der Kora-Kultur (21-saitige Kürbis Harfen-Laute), Geschichte und Sprache, kommen dann die Ältesten des Dorfes, und man muss bestimmte Lieder und geschichtliche Begebenheiten vortragen. Wenn die Ältesten dich qualifizieren, dann gehen sie zu deinem Lehrer und bestätigen es. Danach wird man in einem Ritual in die Familien-Tradition eingeführt und bekommt seinen Namen.

 

Çiğdem Gül: Mit welchen Worten und Gefühle kannst du deine neue Großfamilie in Gambia beschreiben?

Tormenta Jobarteh: Ich fühle mich sehr geehrt, Teil dieser großartigen Tradition zu sein. Sie hat mein Leben in eine Richtung geführt, die ich mir damals als ich junger Mensch nie hätte erträumen können. Mein Leben als „Jeliba“ (Mande-Wort für „Griots“) ist ein großer Segen, den mir die Griot-Tradition gegeben hat.

 
 

„In Afrika lieben die Menschen die Geschichten von Nasreddin Hodscha.“ 

 
 

Çiğdem Gül: Zu wem hast du in Afrika eine geistige und spirituelle Beziehung?

Tormenta Jobarteh: Ich habe in erster Linie zu den Griots und auch zu den Sufi-Traditionen, die in Afrika sehr lebendig sind, eine geistige und spirituelle Beziehung.

 

Çiğdem Gül: Bitte erzähle uns von deinem Leben dort. Wie sah z. B. dein Alltag aus?

Tormenta Jobarteh: Mein Alltag war ausgefüllt mit Lernen der Kora, welches ein sehr komplexes Instrument ist. ich lebte mit der Großfamilie, war unterwegs zu Zeremonien und lebte das Familienleben mit allem, was dazu gehört. Sehr wichtig im gesellschaftlichen Leben ist, andere Menschen wie Verwandte und Freunde zu besuchen. Handwerkliche Fähigkeiten sind auch gefragt, da im Compound immer was zu tun war, was Männersache ist.

 

Çiğdem Gül: Welche afrikanischen Werte und kulturellen Einflüsse haben dich in den 25 Jahren in Gambia besonders geprägt?

Tormenta Jobarteh: In den letzten 25 Jahren haben mich in Afrika vor allem die Musik und die Sufi-Traditionen besonders geprägt. Sie bestimmen mein Leben, damit ich ein gesundes spirituelles Leben führen kann.

 
 
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Bild / Picture „Band: Jobarteh Kunda“ thanks to © Tormenta Jobarteh (Germany & The Gambia)

 
 
Çiğdem Gül: Wie ist die Situation der Hochsensiblen und Hochbegabten in Afrika, besonders bei den Ureinwohnern in Gambia?

Tormenta Jobarteh: Das hängt ganz von dem Elternhaus ab, das zu erkennen, ob ihre Kinder hochbegabt sind. Je nach den Möglichkeiten der Familie, werden die Kinder auch gefördert. Ich habe schon Menschen gesehen, die ich als hochbegabt einschätze. Zum Beispiel kenne ich ein Kind aus Nigeria. Der Junge konnte schon mit 5 Jahren Bilder malen, wofür andere ihr ganzes Leben bräuchten, um beim Handwerk und in der Kunst auf seinen Level zu kommen.

 
 

„Die schwarze Hautfarbe ist schön! Schwarz ist schön !!!“

 
 

Çiğdem Gül: Du sprichst Deutsch, Englisch, Spanisch und Mandinka.

(Mandinka ist eine Sprache in Westafrika. Sie gehört mit etlichen anderen nahverwandten Sprachen zum Manding-Vai-Zweig der Mande-Sprachen, die einen Primärzweig der Niger-Kongo-Sprachen bilden. Mandinka wird von etwa 1,5 Millionen Sprechern in Gambia, Mali, dem Senegal und Guinea-Bissau gesprochen.)

Singst Du auch in allen diesen Sprachen? Mit den Gedanken und Gefühlen welcher Sprachen erlebst du deine eigene musikalische Kunst auf der Bühne?

Ändern sich die Art und Intensität der Gefühle bei dir, je nachdem, ob du in Afrika oder in Europa auf der Bühne stehst?

Tormenta Jobarteh: Ich singe in den Sprachen Mandinka, Englisch und Spanisch. Ich versuche immer meine Gefühle an die jeweilige Sprachen anzupassen. Als Künstler muss man die Musik und den Songtext fühlen, da man sonst der Gefahr läuft, nicht authentisch zu sein. Wenn ich als Künstler in Afrika spiele, ist es immer eine sehr besondere Situation, weil mich die Menschen dort sehr feiern. In Europa ist es anders, wo ich mich z. B. immer wieder bei den Journalisten erklären muss, was ich da so mache. (lacht)

 
 

„Der Diktator Yahya Jammeh hat über 20 Jahre das Land Gambia terrorisiert. Unter diesem Regime wurden viele Menschen zum Opfer. Journalisten, die sich trauten, die regime-konträren und wahren Geschehnisse zu verfassen und zu veröffentlichen, wurden in Gefängnissen eingesperrt oder getötet. Politische Gefangene verurteilte der Diktator Yahya Jammeh gnadenlos zum Tod. Mein Haus, das ich über einen Zeitraum von 6 (!) Jahren selbst gebaut hatte, wurde mir weggenommen. Der Diktator hatte sich das Landstück für sich selbst ausgesucht und eine Nachricht am Haus hinterlassen, dass ich binnen 3 Tagen ausgezogen sein muss, da der ganze Landstrich nun für den Präsidenten reserviert sei. 3 Tage später waren die Bulldozer gekommen und hatten alles zerstört. Das war einer der großen Katastrophen in meinem Leben.“

 
 

Çiğdem Gül: Wenn ich vor allem meine europäische Perspektive einnehme, assoziiere ich mit Afrika auch das Thema der Hautfarbe. Schwarze Menschen werden auch im 21. Jahrhundert in vielen Ländern – vor allem außerhalb Afrikas – wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert und unterdrückt. Das Thema der Hautfarbe ist historisch, politisch, wirtschaftlich und persönlich gesehen ein sehr komplexes und vielschichtiges Thema, teilweise mit Paradoxie behaftet. Was sind deine Gedanken und Meinung dazu?

Tormenta Jobarteh: Rassismus ist auch heute noch überall ein großes Problem auf der Welt. Die Geschichte der Afrikaner ist natürlich sehr komplex durch die lange Sklaverei schwarzer Menschen. Afrika muss man in 3 Epochen einteilen, das alte Afrika, die lange Kolonialzeit und das heutige Afrika. Da aber alles immer einer Veränderung unterliegt, wird sich Afrika mit den kommenden Generation verändern, ich hoffe „positiv“, speziell in der Identifikation der Afrikaner, was Gleichberechtigung etc. betrifft. Das Internet ist auch in Afrika für die Menschen erreichbar und bietet viele Möglichkeiten zu lernen, welche vorher nicht da waren.

 

Çiğdem Gül: Auf der anderen Seite gilt die helle Haut ausgerechnet in vielen Teilen Afrikas als Schönheitsideal. Der Markt für Bleichcremes boomt bei den Einheimischen. In Nigeria verwenden mehr als zwei Drittel der Frauen regelmäßig Hautaufheller, in Togo sind es laut einer Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) 59 Prozent, in Südafrika 27 Prozent. Im Jahr 2015 verbat die Elfenbeinküste Bleichmittel und droht mit hohen Strafen. Ähnliche Regelungen gibt es in Südafrika und Gambia.

„Nivea“ gilt als eine der größten Kosmetikmarken in Ostafrika. Wenn man sich die spannende Historie des Hamburger Nivea-Herstellers Beiersdorf liest, dann weiß man, dass er nach nur drei Jahren seiner Markteinführung der Nivea – also im Jahr 1914 (!) – die Creme auf jedem Kontinent gibt. Die deutsche Mutter aller Cremes Nivea wirbt seit vielen Jahren auch in Afrika mit dem Slogan „For visibly fairer skin“. Das Werbeplakat zeigt eine dunkelhäutige Frau mit dieser Aufschrift, was sowohl mit „für sichtbar schönere Haut“ als auch „für sichtbar hellere Haut“ übersetzt werden kann. Die Werbung für den Hautaufheller von Nivea hatte in Afrika im Jahr 2017 eine Rassismusdebatte ausgelöst. In mehreren afrikanischen Ländern wie Ghana und Nigeria lösten die Plakate heftige Kritik aus. Vor allem im Internet breiteten sich im Jahr 2017 Aufrufe zum Beenden der Kampagne #pullitdownnow und zum Boykott der Marke Nivea aus.

In Südafrika, der Wiege der schwarzen Befreiungsbewegung, würde Nivea sich hüten, Frauen eine hellere Haut zu versprechen.

Was kannst du uns zu der Diskussion über die helle und farbige Hautfarbe sagen?

Tormenta Jobarteh: Die schwarze Hautfarbe ist schön! Schwarz ist schön !!!

Ich habe selber nie verstanden, warum die helle Hautfarbe schöner sein soll. Es hängt natürlich mit der ganzen Geschichte der Menschen und Rassen zusammen. Der weiße Mensch hat die wirtschaftliche und militärische Power. Für manche Menschen scheint es erstrebenswert zu sein, möglichst eine helle Haut zu haben. Für mich zählt in erster Linie der Mensch, egal welcher Herkunft und Rasse er angehört!

Der zu Lebzeiten einflussreiche schwarze US-amerikanische Bluesmusiker Johnny Lee Hooker hatte auf die Frage, warum denn weiße Musiker in seiner Band spielen würden, geantwortet: „Wenn du die Augen schließt und meine Musik hörst, siehst du dann Farben?!“

 

Ende – Interview Teil 1

 

Die Fortsetzung des Interviews ist zu finden unter „GAMBIA: Tormenta Jobarteh im Interview – Teil 2″

 
 
cigdem guel

© Çiğdem Gül

Gründerin, Autorin & Moderatorin
des Interkulturellen Netzwerkes für Hochbegabte

Diplom-Ökonomin

Change Management Consultant

Business Coach

Interkultureller Coach für Hochbegabte & Hochsensible

Online Marketing Managerin

Freie Journalistin

 
 

Tormenta Jobarteh

Webseite: www.jobarteh-kunda.de

Facebook: https://www.facebook.com/tormenta.jobarteh