MONGOLEI: Munkhbold Bold im Interview


Munkhbold Bold's portrait

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 
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MONGOLEI: Munkhbold Bold im Interview

 
 
 
 

Das Interview führte Çiğdem Gül

01. Oktober 2018

 

INTERVIEW

 

Çiğdem Gül: Munkhbold, dein Vor- und Nachname hören sich sehr europäisch an. Woher kommt dein Name und welche Bedeutung hat er auf Deutsch?

Munkhbold Bold: Ich habe einen mongolischen Namen. Auf Deutsch bedeutet es BOLD = STARK, MUNKH = EWIG => EWIGE STÄRKE. Viele Eltern geben in der Mongolei ihren Kindern solche traditionellen Namen, die dann auf die erhofften positiven Eigenschaften der Kinder hinweisen sollen.

Çiğdem Gül: Würdest du dich bitte unseren weltweiten Freunden, Mitgliedern, Besucherinnen und Besuchern des „Intercultural Network For The Highly Gifted“ vorstellen?

Munkhbold Bold: Mein Name ist Munkhbold Bold und ich bin am 06.12.1985 in der mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar geboren. Ich bin der zweit geborene Sohn meiner Eltern. Als Kind habe ich die Hälfte meines Leben bei meiner Familie, die teilweise noch traditionell als Nomaden leben, auf dem Land verbracht. Ich bin am 09.11.2005 nach Deutschland gekommen. Als erstes habe ich Fußball gespielt und die Sprachschule absolviert. Später habe ich an der Universität Informatik studiert. Als Student habe ich in den Ferien alle möglichen Arbeiten gemacht. Vom Tellerwäscher bis zum Schichtleiter im Restaurant, einfach alles was bezahlt wurde. Später habe ich dann bei der Elbmind GmbH in Dresden mein erstes Informatiker Praktikum gemacht und ab da habe ich dann als Softwareentwickler an der TU Dresden und an der Gabo mbH Co. KG gearbeitet. Im Dezember 2017 habe ich mit meinen Freunden und mit meinem Bruder Tselmeg zusammen die Noble Nomads GmbH gegründet.

Çiğdem Gül: Welche Sprachen gibt es und spricht man in der Mongolei?

Munkhbold Bold: In der Mongolei spricht man offiziell Mongolisch, das ist unsere Landessprache. In den letzten 20 Jahren werden auch zunehmend Fremdsprachen wie Englisch, Russisch, Deutsch usw. in den mongolischen Schulen gelehrt.

Çiğdem Gül: In welcher Stadt und wie lange hast du in der Mongolei gelebt? Wie hast du in der Mongolei deine Sozialisation erlebt?

Munkhbold Bold: Ja, bis zu meinem 19. Lebensjahr habe ich in der Mongolei gelebt. Hauptsächlich in der Hauptstadt Ulaanbaatar. Ich hatte dort den Kindergarten und danach die Grundschule besucht. In Ulaanbaatar hatte ich auch mit dem Studium begonnen. In den Ferien ging ich immer mit meiner Familie aufs Land, dahin wo die Tiere des nomadisch lebenden Teils meiner Familie weiden.

Çiğdem Gül: Wie sieht dein Heimatbild aus?

Munkhbold Bold: Mein Heimatland, die Mongolei ist ein Land von unendlichen Möglichkeiten. Die Mongolei ist zwar ein Entwicklungsland, aber wir besitzen alles, alles außer Know How und modernem Wissen. Die Mongolei hat eine lange Geschichte in der Welt. Seit den Hunnen über unsere Khans, die die halbe Welt beherrschten, bis zum Niedergang im sogenannten Sozialismus und nun das schwierige Auferstehen in der modernen Demokratie. In den letzten 25 Jahren sind die Veränderungen in der Mongolei sehr schnell und sehr drastisch passiert. Unsere seit 1000en Jahren nomadisch lebende Nation muss lernen in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts zu Recht zu kommen. Das ist ein äußerst schwieriger, oft schmerzvoller Prozess. Ich bin aber sehr stolz und froh dass wir gut und schnell lernen und nach vorne gehen. Unberührte Natur, die Menschen und Tiere und unsere kulturellen Traditionen sind unsere Schätze die wir bewahren, die wir schützen müssen.

 

Munkhbold Bold: „Aber unsere ureigene Form von Religion ist der Schamanismus. Der Schamanismus geht davon aus, dass die gesamte Natur belebt und voller Geister, auch der Geister unserer Vorfahren ist. Diese Geister sind immens wichtig für alle Fragen des täglichen Lebens und müssen ständig befragt, beschworen und besänftigt werden.“

 

Çiğdem Gül: Mehr als die Hälfte der mongolischen Bevölkerung lebt in der in der Hauptstadt der Mongolei und ihrer Peripherie. Die andere Hälfte ist nomadisch. Meine Recherche hat ergeben, dass die Mongolen als traditionelles Nomadenvolk gelten. Es wird allgemein angenommen, dass die Kultur der Mongolei fast ausschließliche eine Nomadenkultur ist. Die mongolische Kultur setzt sich jedoch aus einer Vielzahl an Einflüssen zusammen. Die Kultur ist zwar stark von den Nomaden geprägt, doch darüber hinaus fließen noch tibetische, buddhistische und russische Einflüsse mit ein.

Bitte erzähle uns von der mongolischen Kultur und ihren Besonderheiten.

Munkhbold Bold: Die Mongolen sind eines der letzten nomadisch lebenden Völker in Asien. Seit Jahrtausenden leben wir mit der Natur und mit unseren Tieren in Einklang. Unsere Kultur und Gebräuche haben sich mit dieser Natur und der Abhängigkeit von einem intakten Ökosystem und mit unserem besonderen Verhältnis zu unseren Tieren entwickelt. Früher, zu den Zeiten der großen Khans haben wir alle mögliche Arten von Religionen und Kulturen gehabt, denn unser Reich umfasste die halbe Welt und aus diesen eroberten Ländern kamen natürlich die unterschiedlichsten religiösen und kulturellen Einflüsse zurück in unser ursprüngliches Stammland. Man kann sich das als eine erste Form von Globalisierung vorstellen. Aber unsere ureigene Form von Religion ist der Schamanismus. Der Schamanismus geht davon aus, dass die gesamte Natur belebt und voller Geister, auch der Geister unserer Vorfahren ist. Diese Geister sind immens wichtig für alle Fragen des täglichen Lebens und müssen ständig befragt, beschworen und besänftigt werden. Die Menschen müssen im Einklang mit dieser beseelten Natur leben um ein erfülltes und glücklichen Leben zu haben, um die täglichen Gefahren und Herausforderungen meistern zu können. Später kam der Buddhismus aus Tibet in die Mongolei. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass der Buddhismus uns lehrt wie man miteinander und mit der Natur friedlich leben kann. Es ist eine Lebensphilosophie für ein friedliches, erfülltes Leben.

Heute grenzt die Mongolei nur an zwei Länder, an Russland und China. Die Beziehungen zwischen Russland und der Mongolei sind schon seit sehr langer Zeit gut. Natürlich gibt es viele gute und schlechte Einflüsse aus Russland und natürlich gibt es von dort auch vielfältige kulturelle Einflüsse. Das gleiche kann man in etwa so auch von China sagen. Aber meine Generation wird im Informationszeitalter nicht nur von Russland und China kulturell beeinflusst sondern auch von der Kultur vieler anderer Länder. Rockmusik aus den USA, Theater und Klassik aus Europa, diese Einflüsse sind inzwischen überall in der Mongolei zu spüren. Es ist also schwierig unsere Besonderheiten, unsere kulturelle Identität zu erhalten. Aber wir werden unsere Kultur bewahren. Wir werden erreichen, dass Tradition und das moderne Leben sich gegenseitig ergänzen und nicht einander ausschließen. Wir Nomaden sind sehr lernfähig und haben einen kämpferischen Geist, sonst hätten wir unter den extremen klimatischen Verhältnissen meiner Heimat niemals überleben können.

 

Munkhbold Bold: „Das Leben der Nomaden funktioniert zum großen Teil genauso wie vor 500 Jahren. Wir brauchen weder Strom, Handys, GPS und Internet, und wir kommen ohne Oscar-Verleihung und die Pariser Haute Couture aus. Die Werte, die in den Städten zählen, wie Geld, Macht, Aussehen und scheinbares Ansehen sind für das Leben der Nomaden auf dem Land völlig bedeutungslos. Das Geld oder die Macht helfen einem nichts, wenn man nicht gut auf die Herde aufpassen kann, wenn man nicht gut reiten kann, wenn einem die Menschlichkeit fehlt, wenn man es nicht schafft im Einklang mit der Natur zu Leben. Da zählen die wahre Liebe zu einander und eine ordentliche Portion von Respekt vor allen Geschöpfen einfach bedeutend mehr, um gut und glücklich zu leben.“

 

Çiğdem Gül: Was ist so faszinierend an dem Nomadenleben in der Mongolei?

Munkhbold Bold: Ein Nomade in der Mongolei lebt die Freiheit. Er lebt unabhängig, zusammen mit seiner Familie und seinen Tieren in einem riesigen, grenzenlosen intakten Ökosystem. Bestimmt vom Rhythmus der Jahreszeiten und den Bedürfnissen seiner Tiere. Das Leben funktioniert zum großen Teil genauso wie vor 500 Jahren, unabhängig von Fluch und Segen der modernen Welt. Wir brauchen weder Strom, Handys, GPS und Internet und wir kommen ohne Oscarverleihung und die Pariser Haute Couture aus. Die Werte, die in den Städten zählen, wie Geld, Macht, Aussehen und scheinbares Ansehen sind für das Leben der Nomaden auf dem Land völlig bedeutungslos. Das Geld oder die Macht helfen einem nichts, wenn man nicht gut auf die Herde aufpassen kann, wenn man nicht gut reiten kann, wenn einem die Menschlichkeit fehlt, wenn man es nicht schafft im Einklang mit der Natur zu Leben. Da zählen die wahre Liebe zu einander und eine ordentliche Portion von Respekt vor allen Geschöpfen einfach bedeutend mehr um gut und glücklich zu leben.

 
 
Horse herd in Mongolia

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 

Munkhbold Bold: „Die einfachste, ursprünglichste Form des Lebens kann aus dir den glücklichsten Mensch der Welt machen.“

 

Çiğdem Gül: Was kann man von dem Lebensstil der Nomaden in der Mongolei lernen?

Munkhbold Bold: Die Liebe zu und den Respekt vor allem. Vor dem gesamten beseelten Universum, den Menschen, den Tiere, der Natur. Wir glauben dass es für Alles einen Sinn gibt und dass alles für einander existiert. Wir lernen auch stetig von der Natur, dem Wetter, unseren Tiere und der Landschaft. Die einfachste, ursprünglichste Form des Lebens kann aus dir den glücklichsten Mensch der Welt machen.

Wir Nomaden sind sehr lernfähig und haben einen kämpferischen Geist, sonst hätten wir unter den extremen klimatischen Verhältnissen meiner Heimat niemals überleben können.
 
 
Munkhbold Bold's portrait

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 

Çiğdem Gül: Gibt es in der Welt der mongolischen Nomaden und der Mongolen allgemein Theater, Theateraufführungen und Kunst, die das Leben der Nomaden beschreibt oder sie kritisch beleuchtet? Erzähle uns bitte darüber.

Munkhbold Bold: Natürlich haben wir in der Mongolei Theater, Literatur, Film, Malerei, Musik und die Kunst des Bildhauens. Und natürlich setzen sich diese mit unserem Leben, mit dem Leben der Nomaden auseinander. In unserer Kunst spielt die Religion, insbesondere der Buddhismus, eine große Rolle. Viele Malereien und auch die Musik ist vom Buddhismus stark beeinflusst. Aber es gibt auch viel Modernes. So kann man am Wochenende in der Hauptstadt an vielen Stellen auch gute, mongolische Rockmusik hören.

Çiğdem Gül: Was wäre auf einer mongolischen Theaterbühne deine Lieblings-Inszenierung?

Munkhbold Bold: Auf jeden Fall ein modernes Stück über den Großen Khan, über Dschingis. Bis heute sind sein Einfluss, sein Stolz im täglichen Leben eines jeden Mongolen zu spüren.

Çiğdem Gül: Wie stark ist die chinesische Gesellschaft vom alten mongolischen Geist geprägt?

Munkhbold Bold: Man denke an innere Mongolei oder an Uigur. Ansonsten sind die alten Einflüsse in der modernen chinesischen autokratischen Gesellschaft nur schwer zu finden. Jahrzehnte der Diktatur der KP Chinas mit solchen extremen Dingen, wie der Kulturevolution haben vieles zerstört, was zu erhalten gewesen wäre.

Çiğdem Gül: Die Kultur der Nomaden verändert sich aufgrund der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Kannst du uns bitte genaueres darüber erzählen? Wie lange wird es die Kultur der Nomaden noch geben?

Munkhbold Bold: Es ist klar, dass unsere Kultur genau so unter Druck steht, wie viele Kulturen unterschiedlichster Völker auf der ganzen Erde, die sich langsam über viele Jahrhunderte hinweg entwickelt haben und den Schatz der gesamten Menschheit darstellen. Heute steht das alles unter dem Zeichen der Globalisierung, der ausschließlichen Konzentration auf Gewinnmaximierung zur Disposition. Die moderne, marktorientierte Weltordnung hält nichts von kultureller Identität der Völker. Da unterscheidet sich der Markt gar nicht so sehr von der KP Chinas. Am besten Mc Donalds und Hugo Boss überall auf der Welt. Großunternehmen aus den USA, aus Kanada und China kaufen heute schon viele Herden in der Mongolei auf, schlachten die Tiere und vermarkten das Fleisch. Die ehemaligen Herdenbesitzer, die Nomaden sitzen dann mit dem Geld in Ulan Bator, kaufen sich eine Luxuslimousine und haben nun nichts mehr zu tun als zu essen und Wodka zu trinken. Der Sinn des Lebens ist ihnen verloren gegangen. Wir möchten mit unserem Unternehmen `Noble Nomads´ einen Beitrag zur Erhaltung der kulturellen Identität unseres Volkes leisten, indem wir helfen hochwertige, ökologisch erzeugte Produkte der Nomaden zu einem fairen Preis in Europa anzubieten.

Çiğdem Gül: Ich habe gelesen, dass die mongolische Kultur durch China systematisch zerstört werden würde. Stimmt diese Aussage. Wenn ja, erzähle uns bitte, was sich dort politisch und wirtschaftlich abspielt.

Munkhbold Bold: Die Gefahr besteht. Aber das ist sicherlich kein politisch groß angelegter Plan, sondern die Folge hemmungslosen wirtschaftlichen und ausschließlich profitorientierten Handelns. Es werden ganze Tierherden aufgekauft und auch Land in der Mongolei durch Strohmänner von chinesischen Investoren aufgekauft.

Çiğdem Gül: Immer mehr Tier- und Pflanzenarten sind durch menschliches Handeln vom Aussterben bedroht. Es gibt Menschen, die sich für sie einsetzen. Wer setzt sich für die Mongolen in China ein, damit sie und ihre Kultur nicht aussterben?

Munkhbold Bold: Die meisten Mongolen in China leben dort in der sogenannten Inneren Mongolei. Ihre Kultur steht unter dem gleichen Druck wie die Kultur der Tibeter oder die Kultur der Uiguren. Es hängt oft davon ab, wie die jeweilige Provinz-Regierung denkt und handelt. Ob eine gewisse kulturelle Autonomie gefördert wird oder nicht. Eigentlich ist die große Pekinger Linie inzwischen schon so, dass es in gewissen Grenzen durchaus gewünscht ist, das diese Identitäten erhalten bleiben. Im Falle der Mongolen in China ist es auch so, das immer mehr traditionsbewusste Mongolen aus der Mongolei nach China reisen, um dort zu helfen, die mongolische Kultur zu erhalten.

Çiğdem Gül: Während meiner Vorbereitungen und Recherche auf unser Interview habe ich auf einer seriösen Internetseite gelesen, dass die Nomaden in der Inneren Mongolei für die Umweltprobleme Chinas verantwortlich gemacht werden. Um die Versteppung der Landschaft zu verhindern, sollen sie nun keine Tiere mehr halten dürfen. Gegen eine kleine Entschädigung sollen die ehemaligen Nomaden sich nun in Städten und Dörfern ansiedeln. So verlieren sie ihre alte Kultur, ihre Identität und ihr Zusammenleben als Gruppe. Denn in der Stadt lebt nur jeder für sich. Kannst du uns darüber was erzählen?

Munkhbold Bold:Das habe ich auch gehört, Viele Mongolen sollen dort, in der Inneren Mongolei in die Städte ziehen. Das führt dann natürlich zum Verlust der alten Kulturen. Das ist aber nicht überall so, es hängt wirklich von der jeweiligen Provinz-Regierung und vom Widerstandswillen der Bevölkerung ab

Çiğdem Gül: Welche Religionen sind in der Mongolei neben dem Schamanismus noch vertreten?

Munkhbold Bold: Der Schamanismus ist die alte Religion, später kam dann der Buddhismus aus Tibet, ich habe ja schon bei einer anderen Frage beide Religionen beschrieben. Ich selbst bin zwar Atheist, respektiere aber alle Religionen. Würde ich meiner Tradition folgen, dann wäre ich Buddhist, denn einer meiner Vorfahren war ein berühmter buddhistischer Lehrer. Mein Uropa ist 108 Jahre alt geworden und gilt noch heute als berühmter „Gawj“.

Çiğdem Gül: Wie können wir Europäer uns die religiösen Zeremonien in der Mongolei vorstellen?

Munkhbold Bold: Der Buddhismus sollte in Europa bekannt sein, es gibt ja überall buddhistische Zentren. Interessanter ist da der Schamanismus, die alte Naturreligion. Jeder Ort gilt als beseelt, von Geistern bewohnt. In uralten rituellen Tänzen und Trancen, in Geisterzeremonien, versucht der Schamane diese Geister zu befragen und für das Leben seines Stammes, seiner Familie günstig zu stimmen.

 
 
Mongolian child

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 

Çiğdem Gül: Wie sieht es mit der Schulbildung für mongolische Kinder aus?

Munkhbold Bold: Es gibt generelle Schulbildung für alle. Die Kinder der Nomaden leben während des Schuljahres in Internaten, in den Ferien geht es nach Hause. Die staatlichen Schulen sind allerdings vielerorts nicht besonders gut. Wer es sich leisten kann, schickt seine Kinder auf teure Privatschulen.

 

Munkhbold Bold: „Der IQ- Wert zählt weniger im Vergleich zu Erfahrung und sozialer Kompetenz. Diese sind für das tägliche Leben der Nomaden ungleich wichtiger. Es gibt in der Mongolei Vereine, die sich um Hochbegabte kümmern, diese sind allerdings fast ausschließlich auf Ulaanbaatar beschränkt.“

 

Çiğdem Gül: Was gilt in der mongolischen Kultur als intelligent? Ein hoher IQ-Wert, das soziale Nomaden-Leben, die emotionale Intelligenz?

Munkhbold Bold: Der IQ- Wert zählt weniger im Vergleich zu Erfahrung und sozialer Kompetenz. Diese sind für das tägliche Leben der Nomaden ungleich wichtiger.

 
 
 Mongolian child

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 

Çiğdem Gül: Hochbegabte stellen oft Fragen, sie hinterfragen alles und setzen sich kritisch mit den Themen auseinander. Ich stelle mir gerade in der Mongolei ein begabtes oder hochbegabtes Nomadenkind vor. Welchen Herausforderungen sind diese Kinder dort ausgesetzt? Wie könnte ihr Lebensgefühl dort aussehen? Womit stillen die hochbegabten Nomaden in der Mongolei ihr Wissensdurst?

Munkhbold Bold: Das Leben eines Hochbegabten ist sicherlich nicht einfach in der Mongolei. Dort gibt es im Vergleich zu Europa oder Amerika viel weniger Erfahrung im Umgang mit Hochbegabten. Erst einmal muss man das ja erkennen.

Çiğdem Gül: Gibt es in der Mongolei auf Netzwerke oder einen MENSA-Verein für Hochbegabte?

Munkhbold Bold: Es gibt in der Mongolei Vereine, die sich um Hochbegabte kümmern, diese sind allerdings fast ausschließlich auf Ulaanbaatar beschränkt.

 
 
Munkhbold Bold's portrait

Bild / Picture: 2018 Courtesy of © Munkhbold Bold (Germany & Mongolia)

 
 

Çiğdem Gül: Wenn deine mongolischen Vorfahren heute lebend in Deutschland wären: Was würdest du ihnen am liebsten sagen wollen?

Munkhbold Bold: Ich würde sagen, wie dankbar ich dafür bin, dass ich beide Leben kennenlernen durfte. Das Leben meiner Familie in der Mongolei und das Leben meiner Freunde hier in Deutschland. Und ich würde sagen, dass ich große Hoffnung habe, dass uns als Mongolen dieser schwierige Spagat zwischen dem Erhalten
unserer kulturellen Traditionen und dem Einbau, der Nutzung moderner Elemente des Lebens wie in der Medizin, der Infrastruktur, der Bildung schon gelingen wird. Und ich würde ihnen sagen, dass ich, mein Bruder und unsere Freunde mit unserem Unternehmen ´Noble Nomads´ einen Beitrag dazu leisten werden.

Çiğdem Gül: Lieber Munkhbold, ich danke dir – auch im Namen meines Teams des Interkulturellen Netzwerkes für Hochbegabte – ganz herzlich für deine Offenheit und deinen wertvollen Antworten.

Ich bin sehr beeindruckt von deiner Vielfalt, Tiefe und Reife.

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg. 

 
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© Çiğdem Gül

Gründerin & Moderatorin
des Interkulturellen Netzwerkes für Hochbegabte

Diplom-Ökonomin

Change Management Consultant

Business Coach

Interkultureller Coach für Hochbegabte & Hochsensible

Online Marketing Managerin

Freie Journalistin

 

Noble Nomads

http://www.noble-nomads.de